- Potlatch
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Potlatch['pɔtlætʃ; englisch, von Chinook, eigentlich »geben«] der, -/-es, Pọtlatsch, Geschenkverteilungsfest der Nordwestküstenindianer Nordamerikas mit Ähnlichkeiten zu den Verdienstfesten Polynesiens und Melanesiens. Die stark formalisierten Potlatches fanden an der Nordwestküste im Zusammenhang mit der Übertragung von Rechten und Titeln bei Namengebung, Heirat, Amtseinführung u. a. statt. Der Festgeber bekräftigte durch Verteilung von Geschenken seinen Rangtitel. Zugleich war der Potlatch Teil eines Systems des wechselseitigen Austauschs, durch das Abstammungsgruppen Allianzen festigten. Im 19. Jahrhundert kam es zur Entwicklung von Kampfpotlatches, in denen Prätendenten sich durch Geschenkverteilung und -vernichtung gegenseitig zu überbieten trachteten. Der Potlatch wurde zwischen 1884 und 1951 von der kanadischen Regierung wegen des Aspekts der Verschwendung verboten, wird aber in jüngerer Zeit in teilweise modifizierter Form wieder durchgeführt.* * *
Pot|latch ['pɔtlætʃ], Pọt|latsch, der u. das; -[e]s [engl. potlatch, seltener potlach(e) = Geschenk(everteilung), über das Chinook (nordamerik. Indianerspr.) < Nootka (nordamerik. Indianerspr.) patshatl = geben; Gabe]: 1. Fest der an der Nordwestküste Nordamerikas lebenden Indianer, bei dem Geschenke verteilt u. Wertgegenstände zerstört werden, um durch Zurschaustellung des eigenen Reichtums seinen sozialen Rang zu sichern u. sein öffentliches Ansehen zu erhöhen. 2. rauschhaftes Ritual, Rauschzustand; rauschhafte Freigebigkeit: Genet deutet die Gewalttat der Entrechteten als einen panischen Rausch, als eine Art Potlatch, der zwar Konsumgüter zum Vorwand nimmt, ... (Spiegel 7, 1976, 106); Warum also ... der manische Griff in die Kasse? ... Ich vermute, dass es sich hier um einen Fall von Potlatsch handelt, also um eine ritualisierte Form gesellschaftlicher Verschwendung (Enzensberger, Mittelmaß 130).
Universal-Lexikon. 2012.